Formelsammlung


01.09.
Zeit für einen Zwischenstand. Ich habe verschiedene Formeln, manche alt (Fribourg, Studienzeiten), andere erst aus den letzten Monaten. Klarwerden darüber, wofür sie jeweils taugen, was sie zu denken möglich machen (auch Neues?), ob und ggf. wie sie auf aktuelle Probleme anwendbar sind (politische, sprachliche Streitfälle, Rolle der Medien, Diskussionen um Klima, Pandemie etc.). Leitfrage jeweils: Wo gelangt man hin, wenn man dieser oder jener Formel folgt?

Formeln: die bündigste, knappste Formulierung, auf die man einen Gedanken bringen kann. Oder auf die man einen Ansatz bringen kann. Also die stärkste Vereinfachung der grundlegenden Denkfigur eines Ansatzes.

Hier erst einmal sammeln.

Formeln zu Sprache und Bedeutung:

Die Bedeutung eines Wortes ist, wie man es versteht

„Ist“ ist ein Sonderfall von „Wie“

Formeln zu Ethik:

Gut ist, sich zu fragen, was gut ist

Sollen ist simuliertes fremdes Wollen


die zentrale Formel zu Klang / Geist:

Der Geist (Bewusstsein, Kognition) ist ein akustisches Phänomen

und eine Formel zu Wahrheit(en):

„Unten“ (nahe an der Empirie) gibt es eine Wahrheit, „oben“ (fern von der Empirie) sind viele Wahrheiten

Das sind sehr unterschiedliche Formeln, nicht nur thematisch. Manche sind nahe an den Denkfiguren bestehender Ansätze, haben dann aber einen leicht anderen Twist (und der leichte Unterschied ist, was mich interessiert). Andere sind, soweit ich das überblicken kann, neu, also so noch nicht formuliert und auch nicht durchdacht worden. Und alle haben etwas „Simples“ oder „Naives“ – aus gutem Grund.

Die Liste ist so auch noch nicht vollständig – später ergänzen. (-> 12.09.)

Also: Wohin gelangt man, wenn man jeweils einer dieser Formeln folgt? Oder auch mehreren zugleich? Gibt es Zusammenhänge zwischen den Formeln? Oder lassen sich einige unter ihnen so gebrauchen, dass solche Zusammenhänge entstehen?

Noch einmal: Meine Leitfrage darf nicht sein, ob diese Formeln „stimmen“. Es geht nicht darum, sie zu beweisen oder zu widerlegen. Formeln sind Setzungen. Manche sind stärker aus Sachverhalten abgeleitet (die Klanggeist-Formel aus dem Sachverhalt der neuralen Verfasstheit des Hirns, aus der Neuralität), andere in grösserem Masse „aus der Luft gegriffen“ – experimentelle Axiome. Sondern mein Ziel ist immer, eine Formel zu erproben, sie zu erkunden, zu überprüfen, zu welchen Resultaten, im besten Fall: zu welchen Einsichten man kommt, wenn man sich an ihr abarbeitet. Wenn man sie als ein Instrument, ein Werkzeug benutzt, eine Wünschelrute oder ein Metallsuchgerät.

Wo fange ich an? – Bei Sprache und Bedeutung und bei Ethik. Das sind die beiden Dinge, über die ich derzeit am meisten nachdenke. Und auch diejenigen, die am ehesten mit der Aktualität in Resonanz stehen, nicht zuletzt mit der politischen.︎︎︎